Die Alkoholkurzzeittherapie in der PSA der Berit Klinik Wattwil ist umfassend und ganzheitlich ausgerichtet. Menschen mit Alkoholproblemen erhalten hier die Möglichkeit, sich intensiv mit ihrem Suchtverhalten und -erleben auseinanderzusetzen. In einem sicheren Rahmen können Belastungs- und Konfliktsituationen sowie Zusammenhänge mit der Suchtentwicklung erkannt und neue Verhaltensweisen eingeübt werden. Das übergeordnete Ziel lautet stets: Lebensqualität beginnt – wo Sucht endet.
Fixe Therapiedauer
Eine der Besonderheiten der Therapie in der PSA ist deren kurze Dauer von nur gerade vier Wochen. Beginn und Ende der Therapie sind von vornherein definiert. Der Tagesablauf ist klar strukturiert, die Teilnahme an sämtlichen Aktivitäten ist für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbindlich. Die Wochenenden verbringen sie zu Hause und können dort die in der Therapie erlernten Strategien auch gleich anwenden.
Gruppengefühl
Ein Team von qualifizierten Fachleuten arbeitet mit Gruppen von neun Personen. Die Patienten einer Gruppe treten am selben Tag ein und gemeinsam wieder aus. Dadurch erleben sie den Therapiefortschritt ähnlich und können einander gegenseitig fördern und unterstützen. Die Gruppe lebt in einer eigenen Wohnstation der PSA mit Küche und Gemeinschaftsraum.
Philosophie
Der Schwerpunkt der Therapie liegt im Finden von Lösungen für die Zukunft. Alkoholabhängigkeit wird als Störung des inneren Gleichgewichts, als psychosomatische Erkrankung erachtet. Therapeutische Interventionen ermöglichen eine Verbesserung dieses inneren Gleichgewichts. Das Therapieprogramm baut auf den individuellen Ressourcen und Stärken der Patientinnen und Patienten auf. Eine bessere Selbsteinschätzung und ein wachsendes Selbstbewusstsein sollen es ermöglichen, Perspektiven für ein unabhängiges Leben ohne Suchtmittel zu entwickeln. In den Therapieprozess werden nach Möglichkeit Partner, nächste Angehörige und nach Absprache auch andere wichtige Personen aus dem beruflichen und sozialen Umfeld miteinbezogen.
Die Alkoholkurzzeittherapie der PSA umfasst Einzel- und Gruppengespräche, Entspannungs- und Bewegungstherapien sowie Kunsttherapie, in welchen Zusammenhänge zwischen der Lebensgeschichte und der Suchtentwicklung erarbeitet werden. Möglichkeiten von Verhaltensänderungen werden gesucht, besprochen und erprobt. Zudem umfasst die Therapie Informationsveranstaltungen, ärztliche Untersuchungen und pflegerische Betreuung. Jede Patientin, jeder Patient hat während der gesamten Therapie eine Therapeutin oder einen Therapeuten als Bezugsperson.
Kunsttherapie
Die Kunsttherapie wird therapeutisch sowie persönlichkeitsfördernd und -entfaltend genutzt. Gestaltet wird in der Gruppe. Gearbeitet wird mit Farbe, Stein und Ton. Nicht nur entwickeln die Teilnehmenden Stärken und Fähigkeiten. Wie im realen Leben müssen auch während des Gestaltens Entscheidungen getroffen und Widersprüchlichkeiten durchlebt werden. Erfolge bestätigen das Tun und wecken Mut zu neuen Wegen und Perspektiven. Im Mittelpunkt der Kunsttherapie steht deshalb die Erfahrung, zu handeln statt passiv zu sein. Ein weiterer Aspekt der Kunsttherapie ist das Entwickeln von neuen Freizeitaktivitäten und Hobbys.
Bewegungstherapie und Entspannung
Alkoholabhängige Menschen bauen psychische Belastungen, körperliche Anspannungen und Schmerzen mit Alkohol ab. Durch bewegungstherapeutische Angebote wie Schwimmen oder Fitness können Körperwahrnehmungen, Freude an der Bewegung wiedergewonnen und die Leistungsfähigkeit gestärkt werden. Zudem lernen die Patienten, Belastungen durch körperliche Betätigung abzubauen. Beim Entspannungstraining erlernen die Patienten verschiedene Techniken zur körperlichen und mentalen Entspannung- mit dem Ziel, das psychische Befinden aufzubauen.
Freizeitgestaltung
Durch Diskussion des früheren und Planung des zukünftigen Freizeitverhaltens wird eine sinnvolle Freizeitgestaltung gefördert. Gemeinsame Freizeitaktivitäten der Gruppe stärken unter anderem die Zusammenarbeit, das Selbstvertrauen und das Interesse für Neues.
Einzel-, Paar- und Familiengesprächstherapie
Gespräche sind ein wichtiger Bestandteil der Alkoholkurzzeittherapie. In diesen Gesprächen werden Zusammenhänge zwischen der Lebensgeschichte und der Suchtentwicklung erarbeitet. Möglichkeiten von Verhaltensänderungen werden gesucht, besprochen und erprobt. Schwerpunktthemen der Einzel-, Paar- und Familiengespräche können die folgenden sein:
- Fördern von Fähigkeiten
- Formulieren und Umsetzen von Zielen
- Zukunftsplanung
- Suchtentwicklung, Umgang mit Suchtmitteln
- Erarbeiten von neuen Verhaltensweisen, Veränderungsmöglichkeiten, Vorbeugen von Rückfallen
- Planung sowie Vermittlung der Nachsorge.
In den Paar- und Familiengesprächen geht es zusätzlich um das Beziehungsklima und Unterstützungsmöglichkeiten der Angehörigen.
Gruppengesprächstherapie
In der Gruppengesprächstherapie haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, in einer vertrauensvollen Atmosphäre offen über ihre Erlebnisse zu reden und sich gegenseitig zu unterstützen. Ähnliche Erfahrungen in Bezug auf Suchtverhalten geben das Gefühl von Solidarität. Thematisch geht es in einer ersten Phase darum, das eigene Trinkverhalten zu reflektieren und alte Verhaltensmuster bewusst zu machen, um in einem weiteren Schritt neue Lösungen zu entwickeln. In einer weiteren Phase entscheiden sich die Teilnehmenden aufgrund einer gemeinsamen intensiven Auseinandersetzung, wie sie in Zukunft mit dem Alkohol umgehen wollen. Auf dem Boden von respektvollen Beziehungen sind Konfrontationen untereinander sehr wirksam, Anregungen werden aufgenommen, Lösungsansätze ausgetauscht.
Mit fortgeschrittener Therapie geht es vor allem um die Zukunftsplanung in Bezug auf Früherkennung, Auffangen von Rückfällen und diesbezügliche Hilfestellungen. Die Gruppe bietet ein ideales Übungsfeld, um zukunftsorientiert neue Strategien zu entwickeln.
Geschlechterspezifische Gruppengesprächstherapie
Erfahrungen, Ressourcen und Bedürfnisse werden unter anderem vom Geschlecht geprägt. Frauen konsumieren Alkohol aus anderen Gründen als Männer. Überfordernde und einengende Rollenerwartungen, Mehrfachbelastungen, mangelnde Einflussmöglichkeiten oder Gewalterfahrungen können solche Gründe sein. Bei Männern können Faktoren wie beruflicher und persönlicher Erfolgsdruck, einengende und überfordernde Rollenerwartungen oder Unterdrückung von Ohnmachtsgefühlen ausschlaggebend sein. Die geschlechterspezifische Gruppenarbeit unterstützt Frauen und Männer in ihren Lern- und Entwicklungsprozessen. Sie bietet die Möglichkeit das Rollenverständnis zu erkennen und zu erweitern, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen Ressourcen und Stärken zu entwickeln und zu nutzen.
Arbeitgebergespräche
Mit dem Einverständnis des Patienten können geleitete Gespräche mit dem Arbeitgeber oder dem Vorgesetzten stattfinden. Dies ist ein wichtiger Schritt im Hinblick auf die Reintegration des Patienten ins Arbeitsumfeld. Es wird die aktuelle Arbeitssituation besprochen, der Wiedereinstieg in die Arbeit geplant, eventuelle Vorbehalte des Arbeitgebers und der künftige Umgang, auch im Hinblick auf Vor- und Rückfälle, miteinander diskutiert.
Die Alkoholkurzzeittherapie ist ganzheitlich aufgebaut. Sie umfasst daher weitere informative und integrative Aspekte, welche den Teilnehmenden nach Austritt grösstmögliche Selbständigkeit gewährleisten, sie in der Schaffung einer Struktur fördern und sie in der Wahl der weiterführenden Nachsorge unterstützen.
Ernährungstipps
Eigene Ernährungs- und Essgewohnheiten werden bewusster gemacht und allfällige Änderungswünsche besprochen. Es wird gesundes und lustvolles Essen gefördert.
Kochen in der Gruppe
Einmal pro Woche kocht die Gruppe zusammen. Dies fördert die Organisationsfähigkeit, Zusammenarbeit und Gruppenzugehörigkeit.
Ärztlicher Vortrag
Einmal pro Therapie findet ein ärztlicher Vortrag über Alkoholabhängigkeit statt. Aufgezeigt werden die Wirkungen und Auswirkungen des Alkohols auf der psychischen, physischen und sozialen Ebene.
Um Wege aus der Sucht zu finden, müssen in verschiedenen Lebensbereichen wie Partnerschaft, Familie, Beruf, sozialem Umfeld oder Freizeit Veränderungen aktiv angegangen werden. Die Therapieziele werden in der PSA zusammen mit den Patienten formuliert und konsequent verfolgt. Dabei geht es um das Erkennen von destruktiven Verhaltens- und Beziehungsmustern, das Einüben konstruktiver Problemlösungsstrategien, die Förderung der Beziehungsfähigkeit und den Aufbau einer Abstinenzmotivation.
Unser Konzept sieht eine ambulante Nachbetreuung der Patientinnen und Patienten vor. Mit den Suchtfachstellen nehmen wir frühzeitig Kontakt auf, um wenn möglich einen Termin für ein Übergabegespräch noch während des Therapieaufenthaltes zu vereinbaren. Nach Austritt erhält die nachsorgende Stelle mit dem Einverständnis des Patienten einen ausführlichen Bericht über den Therapieverlauf und die Zielsetzungen.